Durch Regenwald und über Strände

Die Garden Route im Sommer zu bereisen ist sicher noch zauberhafter - wenn es ganz warm ist und alles blüht. Aber dafür ergattern wir eine lauschige Blockhütte mitten im Küstenwald des Nature´s Valley. Bestens ausgerüstet mit allem, was zum naturnahen Campleben gehört inklusive Grillplatz vor dem Haus - und Pavianen, die im Gebüsch schon darauf lauern, dass wir den Grill anschmeißen. Aber so weit sind wir noch nicht.
   Von hier aus erforschen wir Strände, laufen und fahren wir Stunden lang durch Küstenwälder. An der Mündung des Groot River in den Indischen Ozean verbringen wir lange Zeit. Figuren wie ein Tänzer vollbringt ein Seidenreiher bei seiner Jagd nach Fischen. Linda ist hin und weg, als sich ein Schwarm der mittlerweile selten gewordenen schwarzen Austernfischer auf einer Sandbank niederlässt. Wie so oft scheinen wir die einzigen Menschen weit und breit zu sein. Gesellschaft leistet uns nur ein kleiner Beagle, dem wir Stöckchen werfen. Wir wundern uns schon, als sich ein Mann zielstrebig auf uns zu bewegt.
   „Ey, was für `ne Brenn-
weite hattn euer Objektiv? Darf ich mal durchgucken?“ Er darf, wobei Hans den Trageriemen der Kamera krampfhaft festhält. Unser Beagle saust ungeduldig um uns herum und wartet auf das Stöckchen, das Linda umklammert. Sie überlegt, wie sie dem Mann ein Bein stellt, ehe er mitsamt der Kamera wegrennt. Aber der Mann bedankt sich und verabschiedet sich mit einem „Nu muss ich aber schleunigst wieder zum Bus.“ Wir sind etwas verdutzt über diese Einlage.

   Wie sich jemand auch immer einen Zauberwald vorstellen mag: Tsitsikamma Forest kommt dem sicher nahe. Ein grünes Meer aus Urwaldriesen, dunkle, steile Schluchten und eine üppige Vegetation aus Farnen, Orchideen, Lilien und Küsten-Finbos.
   Dass es mal wieder nieselt, bekommen wir kaum mit. Staunend gucken wir die mächtigen Yellow- und Stinkwood-Trees hoch, inmitten einer Geräusch-
kulisse von kreischenden Vögeln und dem Rauschen der Brandung weit unter uns.
   Der Storm River macht heute seinem Namen alle Ehre. Brodelnd schiebt er hohe Wellen vor sich her auf seinen letzten Metern zum Meer.
   Von der wackeligen Hängebrücke aus sehen wir den Böotchen zu, mit denen sich Unerschrockene da unter uns durch die schäumende Hölle schaukeln lassen. Wir wollen auch - auch wenn es regnet - und lassen uns ein Stückchen die Schlucht hinaufschippern. Das Wasser ist hier ganz ruhig. Den Tanz auf den Wellen gibt´s erst zum Schluss.



   Wegen schlechter Straßen und etlicher Warnungen beschließen wir, nicht wie geplant die Transkei zu durchqueren, sondern die Trans-Karoo-Route außen herum zur Sunshine Coast zu nehmen. Einsamkeit, Halbwüste mit karger Vegetation und schnurgerade Straßen bis zum Horizont. Nach der Üppigkeit der Gardenroute ein beeindruckender Kontrast.
   In einem der wenigen Orte unterwegs müssen wir übernachten. Hier machen wir unerwartet und zum ersten Mal in unserem Leben Bekanntschaft mit einer elektrischen Heizdecke, die wir spontan müde belächeln, dann dankbar benutzen. Es hat nachts unter null Grad, und wir frieren. Der Besitzer unseres Restaurants meint es besonders lieb und macht Anstalten, uns musikalisch mit Heino das Abendessen zu versüßen. „Das mögen unsere deutschen Gäste immer“, meint er konsterniert, als wir um einen Bandwechsel bitten. Das sind dann wohl alle, die einen Bogen um die Transkei machen, und wir schämen uns ein wenig...